Die Koalitionsverhandlungen sind beendet, Union und SPD haben in einer
dreiviertelstündigen Presseerklärung ihre Ziele erklärt. In einer ersten
Reaktion glaubt Alice
Weidel von der AfD nichts davon. Sie sieht die Fortführung der Merkel-
und Ampelpolitik kommen, eine Wende, die Deutschland dringend brauche,
werde das nicht. Merz habe die Wähler und die eigenen Leute auf ganzer
Linie betrogen. Ich vermute das auch so, und ich bin mir ziemlich sicher,
daß sich das in den nächsten Tagen bestätigen wird, sobald der
Koalitionsvertrag veröffentlicht ist. An dem, was bislang durchgesickert
war, wird nicht mehr substantielles geändert worden sein, allenfalls wurden
»Sprechklauseln« hinzugefügt. Weidel glaubt auch, daß einige der
Beschlüsse, die tatsächlich vielleicht etwas bringen könnten, verzögert
oder einfach überhaupt nicht umgesetzt werden. Ja, das wird Blendwerk sein,
um die eigenen CDU/CSU-Leute zu beruhigen und vom Widerstand abzuhalten.
Das wird auch zweifelsfrei gelingen. Auf Seiten der SPD wird vielleicht
etwas rauher diskutiert, JUSOs werden sich noch ein bißchen aufplustern,
aber am Ende sind Geld und Posten wichtiger. Daß noch eine Intrige seitens
der SPD kommt, will ich prinzipiell nicht ausschließen, aber wirklich
wahrscheinlich halte ich das auch nicht.
Mal schauen, wie die »neuen Medien« das kommentieren werden…
Man kann ihn mögen oder auch nicht. Dieter »Didi« Hallervorden, bald 90
Jahre alt, hat aber einen kleinen Coup gelandet und die woke
Gutmenschengesellschaft vorgeführt, wobei es die noch nicht einmal gemerkt
hat.
Die ARD hat ihr 75jähriges Bestehen gefeiert und zwar mit einer riesigen
TV-Show am Samstag abend. Ich selber habe sie nicht gesehen. ARD-Shows sind
sowieso schon unerträglich, aber eine, in der sie sich selbst bejubeln,
will ich nicht einmal eine Sekunde sehen. Natürlich haben sie viele Gäste
eingeladen, auch solche, die in der Geschichte der ARD einen kleineren oder
größeren Fußabdruck hinterlassen haben. Eingeladen wurde auch der Komiker
Dieter Hallervorden. Ob er nun zu dieser Gruppe gehört oder nicht, kann und
will ich nicht beurteilen, ist für die Geschichte allerdings auch
irrelevant.
Auf jeden Fall sollte er einen seiner bekannteren Sketche aufführen, den
»Palim palim«, das ist der mit der »Flasche Pommes Frites«. Sie handelt von
zwei Gefängnisinsassen, die sich langweilen und ein Spiel anfangen, wobei
Hallervorden einen der beiden darstellt.
Hallervorden hat nun für die Show den Anfang etwas abgeändert. Er
erklärt, warum er überhaupt im Gefängnis hockt: Er habe unbedacht
Negerkuß und Zigeunerschnitzel gesagt. Das sei ja mittlerweile verboten und
deshalb habe man ihn ins Gefängnis gesteckt.
Ja, und, was soll man sagen? Die Realität hat die Satire eingeholt: Ein
Shitstorm ist über Hallervorden und die ARD hereingebrochen. Wie konnte
Hallervorden diese beiden Wörter in den Mund nehmen! Wieso hat die ARD das
nicht aus der Aufzeichnung herausgeschnitten?
Diese woken Aktivisten und Presseschreiberlinge haben also demonstriert,
daß sie einerseits zwischen Schauspieler und dargestellen Person nicht mehr
unterscheiden können und daß sie tatsächlich mittlerweile so
verfassungsfeindlich sind, daß sie Zensur und Sprechverbote fordern, genau
wie Hallervorden es mit seiner Figur dargestellt hat. Ein Armutszeugnis für
die links-woke Gesellschaft!
Hallervorden hatte mit dieser Reaktion wohl gerechnet und hat heute auf
Facebook die Leute mit sehr deutlichen Worten kritisiert. Es war also kein
»Versehen«, sondern gezielte Provokation der »Poltical Correctness«, und
für soetwas muß man schon dankbar sein. Gut, in dem Alter kann man sich das
leisten, das »Canceln« durch die Gutmenschen funktioniert da nicht mehr
wirklich.
Junge Freiheit berichtet, Spiegel noch mäßig neutral, während der Stern das schon mit Schaum
vorm Mund als »rassistischen Sketch« betitelt. Die Schwachmaten vom Spiegel und
Stern nehmen nicht einmal mehr die Wörter in den Mund, schreiben von
»N-Wort« und »Z-Wort«!
Hallervordens Facebook-Beitrag findet sich hier (Genderwarnung!), ich hoffe, der Link bleibt stabil (einen
offiziellen Permalink habe ich nicht gefunden)..
Ist es nicht erstaunlich, wie schnell die Errungenschaften der
Zivilisation aufgegeben werden? Speziell die Demokratie und die
Rechtsstaatlichkeit?
Die politische Klasse in Europa vergißt gerade, woher ihre Macht kommt:
Vom Volk. Sie ist ihr nur geliehen, sie hat keine Besitzansprüche darauf.
Das vergißt sie aber gerade. Ich bin entsetzt, erschüttert, wie schnell
sich in Europa die Idee ausbreitet, den immer größer werdenden politischen
Gegner nicht durch bessere Argumente, durch bessere Lösungen, durch
Umsetzung des Mehrheitswillen zu bekämpfen, sondern dadurch auszuschalten,
indem man ihn verbietet – ob man einzelnen Personen, indem man ihnen das
passive Wahlrecht – also das Recht, gewählt zu werden – entzieht, oder
gleich die ganze Partei kaltstellt.
Sehr weit entfernt davon, seine politischen Gegner ins Gefängnis zu
werfen oder gleich umzubringen, ist es wirklich nicht mehr. Der Unterschied
zu Despoten wie Putin oder Erdogan ist bloß nur noch, daß diese sich nicht
darum scheren, welche Außenwirkung ihr Verhalten hat. Ob in Rumänien bei
Călin Georgescu oder Frankreich bei Marine Le Pen, es wird ein Theaterstück
aufgeführt, um den Schein von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu wahren.
Aber die Bürger haben mehrheitlich schon längst das Drehbuch
durchschaut.
Auch die deutschen Politiker haben Blut geleckt. Angefangen hatte es ja
schon damals, als die in Südafrika weilende Merkel eine
Ministerpräsidentenwahl in Thüringen rückgängig gemacht hatte. Seitdem war
der Wunsch zwar da, weiterzumachen, man traute sich aber nicht ganz: Das
Verbotsverfahren gegen die AfD kam nicht so recht in Schwung. Mit den
Entwicklungen in Rumänien und Frankreich, mit der Rückendeckung der EU
fallen aber langsam die Hemmungen: Die Möchtegern-Koalitionäre diskutieren
schon die Verschärfung des Rassismusbegriffs, um migrations- und
islamkritische Meinungen ganz leicht strafverfolgen zu können. Gleichzeitig
sollen die Möglichkeiten gelockert werden, den so »kriminell« gewordenen
Politikern das passive Wahlrecht zu entziehen, selbst wenn eigentlich im
Grundgesetz schwere Bedingungen daran geknüpft sind. So diskutieren manche
Medien schon, welchen Politiker der AfD wohl als erstes treffen wird: Alice
Weidel oder doch Björn Höcke? Im Internet gibt es auch Gerüchte, daß unter
Merz die CDU doch einem AfD-Verbotsverfahren zustimmen könnte, nachdem sie
sich bisher in dieser Frage zurückhaltend gezeigt hatte.
Ein anderes kursierendes Gerücht besagt, daß Merz als Bundeskanzler die
Idee des undemokratischen Stimmentzugs auf EU-Ebene voranbringen möchte,
und zwar in Richtung Ungarn. Das Land soll demnach bei EU-Entscheidungen
nicht mehr mitstimmen dürfen. Es könnte dann zum Beispiel nicht mehr
Entscheidungen zum Ukraine-Krieg oder zur Migration verhindern – oder gar
die Aufhebung des Einstimmigkeitsprinzips, das eben Ungarn gerade zum
Leidwesen der »progressiven« EU-Staaten ausnutzt. Einerseits bin ich auf
die Argumentation gespannt, andererseits auf die Reaktion Ungarns. Einen
Austritt aus der EU halte ich in so einem Szenario für nicht abwegig.
Allerdings ist noch abzuwarten, ob Merz überhaupt noch Kanzler wird. Die
Chancen dazu, daß Merz' Ambitionen in einem Desaster enden und ich meine
Pizza-Wette gewinne, werden von Tag zu Tag größer. In der Sonntagsfrage
wechseln Wähler von der CDU zur AfD – es könnte schon nächste Woche soweit
sein, daß die AfD die CDU überholt. Die bisherigen Ergebnisse der
Verhandlungen sind aus Sicht der CDU äußerst mager, darüber können auch die
schmissigen Sprüche des CDU-Milchbubis Philipp Amthor nicht hinwegtäuschen.
CDU-Abgeordnete und -Funktionäre sind offenbar ziemlich unzufrieden und
werden zusätzlich noch von Bürgern – vornehmlich enttäuschte CDU-Wählern –
mit E-Mails bombardiert. Die Inthronisierung von Merz als Bundeskanzler ist
wohl nach jüngsten Meldungen um zwei Wochen auf Anfang Mai verschoben
worden. Das klingt nach verzweifelten Rettungsversuchen seitens der CDU und
wirft die Frage auf, ob der aktuelle innere Zustand der CDU tatsächlich
noch viel schlimmer ist, als er nach außen drängt.
Die April-Scherze werden umbenannt in Merz-Scherze. Damit einher geht
auch eine andere Änderung: Sie sind nicht mehr witzig.
Der Spieletheoretiker Professor Rieck hat
diesmal in seinem
wöchentlichen Beitrag keine spieltheoretische Betrachtung als Thema,
sondern die Rede von Gregor Gysi als Alterspräsident bei der
Konstituierung des Bundestags. Er regt sich massiv auf über den Inhalt
der Rede – die Verherrlichung der DDR und seinem Regime – und auch
darüber, daß von den Politikern und auch von den Medien so wenig Kritik
kommt. Er stellt auch interessante Überlegungen zu dem Stil und der
thematischen Ausrichtung der Rede an, die er auch untypisch für
Gysi-Reden hält. Aber ich will nicht zuviel verraten.
Ja, es gibt sie – CDU-Politiker mit Rückgrat. Nur eben nicht im deutschen
Bundestag. Wieviele von den Funktionären – von einfachen Parteimitgliedern
ganz abgesehen – schon ausgetreten sind, weiß man nicht so ganz genau. Nach
dem Fall von Ostsee-Küstenstädtchen Kühlungsborn, wo der gesamte Stadtverbandsvorstand sowie die Fraktionsspitze – 18
langjährige CDU-Mitglieder – ausgetreten sind, hat jetzt ein Lokalpolitiker der Kleinstadt Eisenach
öffentlichkeitswirksam seinen Austritt erklärt mit Hilfe eines offenen
Briefes. Er legt dabei die Finger tief in die Wunde, daß es schmerzt:
[…] Schon seit der Regierungsbildung in Thüringen überlege, ich diesen
Schritt zu gehen. Die Bildung einer Brombeerkoalition unter Tolerierung
von dunkelrot war für mich schon kaum zu ertragen. Allerdings habe ich
trotzdem weiterhin fest daran geglaubt, daß es nur die CDU schaffen kann,
Deutschland wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Diese Illusion wurde
mir in den letzten Tagen nun endgültig genommen. Als Demokrat fällt es
sehr schwer, feststellen zu müssen, daß sich seine Parteiführung dafür
entschieden hat, daß Demokratie nur so lange gilt, solange diese nicht
dem eigenen Machtanspruch im Wege steht. Ein abgewähltes Parlament,
eine Woche bevor sich das neu gewählte Parlament konstituiert, nochmals
einzuberufen, um mit »alten Mehrheiten« das Grundgesetz zu ändern, ist
zwar legal, aber nicht legitim und hat nichts mehr mit gelebter Demokratie
zu tun und schon gar nichts mit Respekt vor dem Wählerwillen.
[…] Meine Entscheidung ist für mich auch eine Frage der politischen
Glaubwürdigkeit und des Respekts vor dem Wähler. Ich sehe in der
CDU, nunmehr nach der Wahl, eine Partei, die ihre eigenen
Prinzipien verrät, Wahlversprechen bricht und den Wähler bewußt getäuscht
hat. Der Grundsatz, erst das Land dann die Partei, dann die Person,
gilt nicht mehr. Die Person steht nun über allem. Die damit
verbundene Ignoranz gegenüber Wahlergebnissen, das ausschließliche
Paktieren und Koalieren mit linken Parteien, das Ignorieren des
Wählerwillens und das fortgesetzte Mißachten konservativer Werte haben
mein Vertrauen in die CDU endgültig zerstört.
Statt für eine ehrliche, bürgernahe Politik einzustehen, werden
opportunistische Entscheidungen getroffen, die nichts mehr mit den
einstigen Grundsätzen der CDU zu tun haben. Diese Entwicklung kann und
will ich nicht länger mittragen.
(wie immer: Hervorhebungen von mir, Rechtschreibung angepaßt,
vollständiger Text z.B. hier zu finden)
Ich glaube, der Mann spricht vielen CDU-Mitgliedern und -Wählern aus der
Seele.