16. November 2022
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Wenn einem der Cloud-Dienstleister den Saft abdreht

Man streitet im Heise-Forum noch ein wenig, ob die Geschichte fiktiv oder real ist. Auf jeden Fall erzählt der Heise-Artikel, was passiert, wenn man als »braver« Microsoft Windows-Jünger alles bei Microsoft in der Cloud speichert und dann plötzlich Microsoft von jetzt auf gleich den Zugang sperrt, weil sie meinen, man habe die Nutzungsbedingungen verletzt. Die Nutzer stehen dann plötzlich informationstechnisch völlig nackt da, im schlimmsten Fall (wie im Artikel beschrieben) kommt man nicht einmal mehr an seinen Rechner heran, weil der Schlüssel für die verschlüsselte Festplatte auch in der Cloud steht.

Der Autor meint, das würde in letzter Zeit immer häufiger vorkommen, weil Betreiber wie Microsoft dazu übergehen, die Daten der Nutzer automatisiert, womöglich auch noch mit »künstlicher Intelligenz«, auf verdächtige Inhalte zu untersuchen und bei Treffern auch die Konten automatisch zu schließen – ohne vorherige Verifikation durch Mitarbeiter des Unternehmens. »False Positives« führen so auch zu Sperren, selbst wenn sich die Kunden faktisch nichts zu Schulden haben kommen lassen.

Im Artikel wird noch relativ breit erklärt, daß sich die Diensteanbieter mit einer sofort wirkenden Sperre, auch bei kostenlosen Angeboten, nach europäischem und deutschem Recht rechtswidrig verhalten. Sie müßten ordentlich kündigen, also mit einer Kündigungsfrist. Man könne zwar auf dem Rechtsweg durchaus etwas erreichen, aber das kann sich naturgemäß ziemlich in die Länge ziehen.

Auch wenn in dem Artikel Microsoft im Fokus steht, sollte natürlich klar sein, daß das für alle Anbieter von Cloud-Speicher und -Diensten gilt (ja, auch Apple!). Diese ganze Cloud-Manie ist ein Bumerang, der irgendwann zurückkommt. Das betrifft auch die ganze Miet-Software, häufig auch in die Cloud integriert. So mußten Nutzer des bekannten Bildbearbeitungsprogramms Adobe Photoshop, das mittlerweile nur noch zu mieten und nicht mehr zu kaufen gibt, diese Tage lernen, daß sie demnächst zusätzliche $15 pro Monat Mietgebühr zahlen müssen, wenn sie das seit Ewigkeiten in das Programm integrierte Farbsystem weiter nutzen wollen. Schuld daran ist nicht Adobe selber, sondern das Unternehmen Pantone, das das Farbsystem entwickelt hat. Wenn nun die Kunden nun dazu entscheiden, das nicht zahlen, erscheinen die Schmuckfarben in ihren existierenden Dokumenten(!) wohl nur noch schwarz.

Da das politisch gerade auch in verschiedenen Facetten wieder ein Thema ist (Faesers Bargeld-Beschränkung, Lindners Geschwafel vom digitalen Euro), will ich an dieser Stelle auch nochmal den Bogen zum digitalem Geld spannen: Dort kann der Staat einen ähnlich schnell komplett geldlos machen wie Microsoft hier dem Kunden den Stuhl unterm Hintern weggezogen hat. Es gibt keinen Notgroschen mehr für schlechte Zeiten, nicht einmal gutwillige Mitmenschen (die vielleicht einem einen Fünfziger zugesteckt hätten) können da noch helfen.

Ich zumindest will mich nicht in solche Abhängigkeiten begeben, nicht bei Unternehmen und erst recht nicht beim Staat!