20. November 2023
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Späte Einsichten

Einfach köstlich, diese Linken. Jetzt, wo die Titanic vor den Eisberg gefahren ist, die Fraktion zerbrochen, die Partei vor dem Scherbenhaufen, jetzt, kommen sie auf die Idee, sie müßten sich »erneuern, öffnen, verändern«. Ist das nicht genau das, was Sahra Wagenknecht seit Jahren wollte? Nein, die linken Betonköpfe hatten jede Abweichung von ihrer versteinerten Ideologie abgelehnt. »Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf« – ein geflügelter Spruch. Nun haben sie den Salat. Eigentlich hätten sie es besser wissen müssen, denn sie erleben das nun schon zum zweiten Mal. Beim ersten Mal hießen sie aber noch SED und mußten sich von Michail Gorbatschow sagen lassen, daß das Leben die bestrafe, die zu spät kämen.

Interessanterweise ist das Phänomen nicht auf die Linke und auch nicht auf die Politik beschränkt. Es gibt zig Technologiefirmen, gerade im IT-Bereich, die mal ein erfolgreiches Produkt hatten und so von ihm überzeugt waren, daß sie die Zeichen der Zeit nicht erkannten und kein neues Produkt entwickelt haben, das den Bedürfnissen und Wünschen der neuen Zeit gerecht wurde. Als sie es dann schlußendlich doch gemerkt hatten, war die Konkurrenz schon meilenweit weiter, der Konkurs unausweichlich. Ich überlege, ob das am Ende vielleicht auch einfach nur ein menschlicher Wesenszug ist, einer, der vielleicht auch das Konservative begründet.

Einen Unterschied zwischen den Firmen und den Linken möchte ich allerdings schon erwähnen: Die Linken hatten mit ihrem Marxismus noch nie ein erfolgreiches Produkt. Dutzende Male ist er in verschiedenen Abarten probiert worden, und das einzige, was sich jeweils daraus entwickelt hat, waren Hunger, Armut, Unterdrückung, Terror und Krieg. Die versprochene Eigenschaft, das Paradies auf Erden, wurde nicht ein einziges Mal auch nur ansatzweise erreicht.

Wenn ich mir den Parteitag anschaue, frage ich mich zudem, ob ihre Sprüche nach ihrem faktischen Ende im Bundestag nicht doch nur hohle Phrasen sind: Sie reden wie zuvor! Ich habe keinen Richtungswechsel erkennen können. Im Gegenteil; Die Aufstellung von Carola Rackete, die Frau, die illegal Tausende Migranten nach Europa und Deutschland geschleppt hat, gleichzeitig mal auswandern wollte, weil ihr hier in Deutschland zu viele Menschen leben würden, zur Spitzenkandidatin der kommenden EU-Parlamentswahl ist bestimmt das »richtige« Zeichen, damit die Bürger die Partei wieder lieb haben. Für mich ist die Frau, die mit ihren Augenbrauen durchaus Theo Waigel Konkurrenz machen könnte, tatsächlich der letzte Sargnagel der Partei. Insofern begrüße ich die Entscheidung.