23. August 2024
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Rede Robert F. Kennedy Jr.

Eigentlich mehr aus Versehen habe ich mir die Rede des Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy Jr. angehört. In einem Beitrag eines YouTubers hatte ich mitbekommen, daß er eine Ankündigung machen würde, und es war mehr oder weniger der Zeitpunkt, an dem es stattfinden sollte. Kurz auf YouTube gesucht und auch einen Livestream (von der britischen Times) gefunden.

Ich habe mir die Rede mir dann doch komplett angehört, weil sie informativ war – zumindest für jemanden, der hauptsächlich deutsche Medien konsumiert. Denn tatsächlich bestätigt dieser alteingesessene Politiker viele Dinge, die hier als »Verschwörungstheorien« abgetan werden – angefangen davon, daß die USA in der Ukraine eine demokratisch gewählte Regierung gestürzt hat. Weiter geht es mit dem Vorwurf, daß eigentlich schon ein Friedensvertrag zwischen der Ukraine und Rußland ausgehandelt war, aber Biden die Ukraine in einen Krieg gezwungen hätte, in dem auf beiden Seiten schon hunderttausende Soldaten zu Tode gekommen wären. Die Ukrainer seien daher Opfer der Amerikaner. Ich verstehe seine Aussagen auch so, daß die USA ihre Finger bei der Sprengung von Nordstream 2 im Spiel hatten und sie dadurch Europa und speziell Deutschland wirtschaftlich stark geschwächt hätten, auch in ihrer Rolle als Bündnispartner der USA. Er glaubt, daß Harris als Präsidentin diese kriegerische, aggressive Außenpolitik fortführen würde, schlimmstenfalls acht Jahre lang. Der Krieg würde auch Unsummen Geld verschlingen, das die amerikanische Bevölkerung dringend für sich selber bräuchte.

Begonnen hatte er seine Rede allerdings mit einem Rückblick. Durch seine Familie praktisch mitten in unter den »Demokraten« aufgewachsen würde er heute die damaligen Werte und Ziele der Partei nicht mehr wiederfinden. Deshalb habe er sie auch vor einiger Zeit verlassen. Mehrfach bezeichnete er die heutigen Demokraten als korrupt und antidemokratisch. Sie habe auch der Großindustrie ermöglicht, die Kontrolle über das Land zu übernehmen. Die Partei würde gezielt versuchen, politische Konkurrenz auszuschalten. Er habe Millionenbeträge aufwenden müssen, um die Klagen der Demokraten gegen seine Aufstellung in den verschiedenen Bundesstaaten abzuwehren. Dies hätte seine Kandidatur noch extra belastet neben dem riesen Aufwand, eine Millionen Unterschriften in den Bundesstaaten zu sammeln, um kandidieren zu können. Auch würden die (linken) Medien und staatliche Stellen die Demokraten unterstützen und die Gegenkandidaten ignorieren bzw. behindern. So sei er lediglich zweimal als Kandidat interviewt worden. Propaganda und Zensur würden vorherrschen statt offener Debatten und einer neutralen Presse. An Kamala Harris kritisierte er vor allem, daß sie seit der Nominierung kein Interview gegeben habe oder sonst irgendwo hätte frei reden müssen. Die Wähler wüßten gar nicht, wen sie da wirklich wählen.

Ein Herzensanliegen von ihm sei die Gesundheit der Jugend. Er beschreibt, daß früher Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen eine Ausnahme gewesen seien, heute würde ein Großteil darunter leiden. Er bezeichnete das wiederholt als Epidemie. Hier käme wieder die Macht der Großkonzerne zum Tragen. In amerikanischen Lebensmitteln seien tausend Zusätze erlaubt, die zum Beispiel in Europa verboten wären. Dies führe zu Krankheiten und zur früheren Pubertät. Speziell die sozial schwache Bevölkerung würde unter den industriellen Lebensmitteln leiden. Die Industrie habe aber gar kein Interesse, das zu ändern, denn sie würden daran verdienen. Deshalb gingen die Gesundheitskosten auch in die Billionen, ohne dabei einen vergleichbaren gesundheitlichen Nutzen zu entfalten wie in anderen Ländern. Er erwähnte, daß sich der Wert des Herstellers des Diabetes-Medikaments Ozempic, Novo Nordisk, allein aus dem zukünftigen Absatz in den USA ergebe.

Mit Donald Trump habe er sich zu einem Gespräch getroffen. In vielen Punkten seien sie komplett unterschiedlicher Meinung. Aber er sehe eine Chance mit Trump, den Ukraine-Krieg zu beenden und die Meinungsfreiheit wieder herzustellen. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Trump ihm wohl Zusagen bezüglich der Lebensmittelsicherheit gemacht.

Kennedy habe abgewogen, auf welche Art er am meisten erreichen kann, und hat beschlossen, daß er seine Kandidatur zumindest in den Swing-States zurückzieht.

Ich bin gespannt, wieviel man von dem ganzen Hintergrund, den ich hier eher grob wiedergegeben habe, in unserer Mainstream-Presse lesen wird. Ich fürchte nicht viel.

Nachtrag: Ein paar Berichte gibt es tatsächlich, meist oberflächlich, aber neutral. Die Bild allerdings schafft es, ihn mit Dreck zu bewerfen. CNN hat laut Artikel übrigens bewiesen, daß Kennedy recht hat – sie haben die Live-Übertragung abgebrochen, weil ihnen der Vorwurf der unfairen Presse nicht paßte – getroffener Hund!