25. Januar 2024
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Frontbericht

Ich war die Tage auf einer AfD-Veranstaltung, auf einem »Bürgerdialog«. Nicht, weil ich wirklich Fragen an die AfD hatte, die ich unbedingt beantwortet haben wollte. Nein, ich wollte auch ein Zeichen setzen, ein gegenteiliges zum linken Mainstream.

Die Veranstaltung fand in einer städtischen Halle statt, und das war auch das Problem der Stadt – sie konnte aufgrund der Neutralitätspflicht die Veranstaltung nicht verhindern. Dennoch wurde versucht, Einfluß zu nehmen – vor dem Gebäude hißte man Regenbogenflaggen – das ideologische Äquivalent zu den Hakenkreuzflaggen der Nazis, innen hatte man zwei Ausstellungen zu den Themen »Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit« und »Flucht und Diskriminierung« aufgebaut. Mir selber sind gerade noch die Fahnen aufgefallen, aber von den Ausstellungen habe ich nichts mitbekommen, und ich wage zu behaupten, den anderen Teilnehmern auch nicht. Ich halte zudem auch für infantil zu glauben, irgend jemanden damit zu beeindrucken. Da ich aufgrund meines Parkplatzes von der Seite kam, mußte ich gar nicht durch die Demonstranten durch. Bis zum Eingang verschmolzen die Reden der Bühne zu einem abgehackten, unverständlichen Lärm, und ich glaube auch nicht, irgend etwas neues verpaßt zu haben. Es gab noch eine Einlaßkontrolle, alle Gäste wurden von der Security abgetastet.

Eingeladen hatte eine kleine Gruppe AfD-Bundestagsabgeordneter, wobei einer bekannter war und die anderen weniger. Ersterer hatte auch die Leitung der Veranstaltung. Den Gästen wurden ein paar kleine Häppchen angeboten (ja, haben geschmeckt) sowie freie Getränke. Der Raum hatte rund 140 Sitzplätze, die meisten waren auch besetzt. Besucher waren eher älteren Kalibers und vorwiegend männlich. Im Publikum saßen auch ein paar jüngere Teilnehmer, hinter den Sitzreihen bauten sich ebenfalls eine Gruppe jüngerer Menschen auf. Auf beide komme ich noch zu sprechen.

Zwei Kamerateams waren auch anwesend und haben einige Teilnehmer interviewt. Das Team vom WDR machte sich dann aber zu Beginn der Veranstaltung wieder vom Acker, während das Team von RTL/n-tv bis zum Ende blieb und wohl auch die Veranstaltung selbst aufzeichnete. Ich weiß nicht, ob die irgendeinen Skandal sich erhofft hatten.

Der leitende AfD-Abgeordnete eröffnete die Veranstaltung und erklärte, daß jeder Abgeordnete eine Rede halten werde, danach könnten die Teilnehmer Fragen stellen. Die hinten stehenden Jugendlichen entpuppten sich dabei als linke Grölgruppe, auch ein paar der im Publikum verteilten AfD-Gegner machten sich bemerkbar. Das Spielchen ist aber den Abgeordneten wohlbekannt gewesen, darum gab es gleich eine Ansage: Gegner seien durchaus willkommen, aber wer die Veranstaltung stört, der fliegt. Tatsächlich sind auch mindestens zwei von der Security heraus gebracht worden (ob von der Grölgruppe auch jemand gehen mußte, habe ich nicht gesehen). Die Grölgruppe machte von sich hören, wenn gewisse Stichworte fielen. Außerdem wollten sie den Applaus der Teilnehmer übertönen, was aber dann nur noch zu lauterem Applaus führte, teilweise sind die Leute auch aufgestanden.

Die Beiträge der Abgeordneten waren so lala, sie haben aus ihren Bereichen gesprochen, über die Problematiken der Wärmepumpen und deren Stromversorgung, über Nordstream 2 und den Unwillen der Bundesregierung, die Verantwortlichen zu identifizieren, und natürlich über das Thema Migration.

In der Fragerunde entpuppten sich die paar verstreuten jungen Teilnehmer in der Besuchermenge als untereinander bekannte Gutmenschen, die im Glauben waren, die Abgeordneten mit ihren Fragen vorführen zu können. Intellektuell waren sie aber schon damit gescheitert, ihre Fragen verständlich und vor allem kurz zu formulieren. Daß die Abgeordneten dann auch nicht noch über die Stöckchen sprangen, war natürlich auch von vorneherein klar.

Ein Pärchen saß neben mir, und mir fiel das schon auf, daß die überhaupt nicht mitklatschten, nicht einmal zur Begrüßung der jeweiligen Abgeordneten, wie es eigentlich üblich ist. Mit dem Mann hatte ich auch einen kurzen Austausch. Er meinte tatsächlich, daß man das (angebliche) Fachkräfteproblem damit lösen könne, indem man die alle arbeiten lassen würde. Ich erwiderte nur, daß die nicht geeignet sind, ungebildet und 40% Analphabeten (war zwar aus dem Bauch heraus, aber stimmt sogar fast).

Eine Frau fragte dann zu dem Begriff Leitkultur aus dem Grundsatzprogramm der AfD. Der Abgeordnete blieb schwammig, sie war mit der Antwort nicht zufrieden und wollte eine genaue Definition. Darauf rief ich zu ihr, zum Beispiel, daß Frauen nicht vergewaltigt werden. Da kam dann von meinem Nachbarn der Einwand, daß ja Deutsche auch vergewaltigen würden. Ja, meinte ich, aber nicht in dem Verhältnis. Er solle doch mal die BKA-Statistik anschauen. Also mit Fakten gesegnet sind die auf jeden Fall nicht.

Nach zehn Fragen war dann aber auch schon Schluß. Die Veranstaltung wurde beendet.

Draußen wurden wir von einer Restgruppe der Demonstranten empfangen, von der Polizei immer noch auf Abstand gehalten. »Nazis raus« grölten sie voller Haß. Was wieder die Frage aufwarf, wohin denn diese Idioten die »Nazis« denn gerne verbringen wollen, ob der Spruch »kein Mensch ist illegal« für die sogenannten Nazis plötzlich nicht gilt und ob die Massen-Ausweisung von Leuten mit deutschem Paß dann plötzlich doch kein Problem ist!

Auf dem Weg zum Auto habe ich mich doch ein paarmal umgedreht, um sicherzugehen, daß mir kein Antifa-Schlägertrupp folgt.