2. Februar 2021
Februar 202102

Meinungsterrorismus

Ich weiß, es ist alles schon gesagt zu dem Thema, bloß noch nicht von mir.

Da gab es eine Quatschrunde im Fernsehen, »die letzte Instanz«. Dort haben sich doch glatt ein paar Schauspieler erdreistet, sich über Alltagsrassismus zu unterhalten, und kamen dabei auf Zigeunerschnitzel und -sauce. Und weil zwei der eingeladenen Gäste, die Schauspieler Janine Kunze und Micky Beisenherz, nicht so große Probleme mit diesen Begriffen hatten, brach – angeblich – auf Twitter ein Shitstorm über die beiden herein. Auch Thomas Gottschalk, der mit in der Runde saß, traf es, weil er eigentlich Mitgefühl mit von Rassismus betroffenen Personen zeigen wollte und eine Story erzählte, wo er sich für eine Party als schwarzer Musiker verkleidet hatte und angeblich allein dadurch schon negative Erfahrungen gemacht habe. DAS geht natürlich auch überhaupt nicht.

Der »Aufschrei« wurde natürlich von Berufsbetroffenen und Berufsempörten, unterstützt von Politikern von SPD, Grüne und FDP initiiert und potentiert. Ja, das sei ja alles völlig unmöglich, und speziell, daß bei dieser Diskussion nur Weiße und keine »People of Color« dabei waren. Interessanterweise ist in den Medien aber nichts von einer Kritik seitens der Vertreter oder Angehörigen der Sinti und Roma erwähnt worden. Das zeigt, daß die meisten Kritiker eigentlich selber Rassisten sind, denn sie halten offenbar die betroffene Gruppe für unfähig, für sich selber zu sprechen.

Es dauerte nur Momente, bis der verantwortliche Sender, der WDR, sich öffentlich entschuldigte. Dann blieb den Schauspielern nichts mehr anderes übrig, als auch zu kreuze zu kriechen, da sie schließlich finanziell am öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehen hängen. Die öffentliche Hinrichtung zur Unperson von Michael Wendler war ihnen sicher in Erinnerung.

War die Entschuldigung von Janine Kunze schon hochgradig peinlich und devot, so schoß Micky Beisenherz den Vogel ab. Er brachte es fertig, sich selber und die anderen als Kartoffel, ein Schimpfwort der Migranten für die Deutschen, zu bezeichnen. Wer soetwas tut, der hat meiner Meinung nach die Selbstachtung und auch das Recht auf Respekt verloren.

Ich empfinde diese linken, gutmenschlichen Empörungsbrigaden mittlerweile als eine Form des Terrorismus. Jeder, der nicht ihrer Meinung ist, wird verbal niedergeschossen. Und die ach so neutralen Mainstream-Medien machen da in vollen Zügen mit, holen ihre Bazooka heraus, um mal den Sprachgebrauch von Finanzministern und EZB-Chefs zu bemühen. Mit Wahrung der Meinungsfreiheit hat das nichts mehr zu tun.

Das Idiotische zudem ist, daß ja Zigeunerschnitzel und -sauce durchaus positiv besetzte Begriffe sind. Beim Wiener Würstchen, bei der Frankfurter Grüner Sauce, beim Hamburger, beim Berliner usw. fühlt sich auch niemand aus diesen Orten beleidigt. Und zu dem Begriff Zigeuner: Jede Menschengruppe hat sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte den positiven und auch negativen Ruf zu einem nicht unbedeutenden Anteil auch selbst »erarbeitet«. Das gilt für die »Zigeuner« genauso wie für die Deutschen oder auch andere Gruppen. Das heißt ja nicht zwingend, daß die heutigen Mitglieder diesem Ruf gerecht werden. Und es stünde jeder Gruppe frei, etwas dafür zu tun, ihren Ruf zu verbessern, wenn er denn schlecht ist. Von den Deutschen wird das natürlich erwartet, von den anderen nicht. Und es passiert nach meiner Beobachtung in der Regel auch nicht.