16. Oktober 2021
Oktober 202116

Wie üblich

Wir haben wirklich eine beschissene Presse. Es ist zum Kotzen.

Wie Ihr vielleicht mitbekommen habt, ist gestern abend der britische Tory-Abgeordnete David Amess bei einer Bürgersprechstunde ermordet worden. Ich war gerade auf der Suche nach mehr Informationen über den Täter und sein Motiv, habe aber nicht wirklich etwas gefunden, außer, daß der Täter männlich und 25 Jahre alt sei und von einem terroristischen Akt ausgegangen werde. Unter einem Welt-Artikel fragte auch ein Leser dumm in die Runde, ob man denn nicht mehr wisse. Ein anderer Leser meinte, er solle doch mal bei den BBC News nachlesen. Das sagt eigentlich schon alles, daß er sein Wissen dort nicht preisgibt. Ich bin dann mal dem Rat gefolgt. Es stellt sich heraus, daß der Täter Somalier und Moslem ist, folglich sieht die Polizei das als einen islamisch motivierten Terrorakt an.

Unsere Presse hält sich also mal wieder »vornehm« zurück. Weil es ja nicht sein kann, daß seine Herkunft und sein Glauben irgendetwas damit zu tun hat. Solchen Leuten wird heute von der Presse automatisch psychische Probleme attributiert, um mögliche Zusammenhänge zu zerstreuen. (Das ist ja auch einfach, denn jemand, der aus religiösen Gründen einen anderen ermorden will, kann ja im Kopf nicht ganz richtig sein – allerdings fängt für mich als Atheist die Frage nach psychischen Problemen schon bei der freiwilligen Religionszugehörigkeit an sich an.) Als 2016 die britische Labour-Abgeordnete Jo Cox von einem Brexit-Befürworter in ähnlichem Kontext ermordet wurde, da ging es hier in der Presse dagegen aber rund. Aber dieses Gutmenschentum kennen wir bereits. Bei dem islamischen Terroranschlag eines Somaliers in Würzburg, bei dem drei Menschen getötet und neun Menschen teils schwer verletzt wurden, gipfelte das in dem für mich unerträglichen Video-Kommentar von Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung, in dem er den Täter zum Opfer machen wollte.

Nachtrag: In einem Focus-Artikel habe ich ganz am Ende dann doch noch gelesen, daß die Polizei »Verbindungen zum islamistischen Extremismus« sehe.