21. Oktober 2016
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Von Reichsbürgern und Scheinwelten

Nach dem Schußwechsel eines sogenannten »Reichsbürgers« mit der Polizei und dem Tod einem der Polizisten geht es auf und ab in der Presse, in was für einer wirren Welt die Reichsbürger doch leben. In der Tat sind viele Thesen sehr wirr, allein jene, daß wir ja nur Angestellte einer Staats-AG seien, da wir einerseits einen »Personal«-Ausweis hätten und andererseits die Behörden eine Steuernummer.

Aber wir alle leben in Scheinwelten, die wir uns selber aufbauen. Viele, die treudoof jedesmal die gleiche »etablierte« Partei wählen, wähnen sich in einer Demokratie und einem Rechtsstaat, und glauben tatsächlich, daß sie als Souverän irgendetwas zu sagen hätten. Sie wundern sich nicht einmal, daß die Regierungsmeinung in wichtigen Themen häufig diametral zu der Volksmeinung ist – bei CETA zum Beispiel.

Auch die Schreiber, die sich jetzt besonders über die »Reichsbürger« echauffieren, glauben in ihrer Scheinwelt, sie seien Journalisten und repräsentierten die Vierte Gewalt im Staat. Zeigen schön die selbstgemachten Pässe der »Reichsbürger«, aber daß tausende illegale Migranten als Flüchtlinge getarnt mit gefälschten Pässen nach Deutschland kommen und die Behörden das trotz konkreter Kenntnis bei den einzelnen Leuten absichtlich ignorieren und permanent Rechtsbruch begehen, lassen sie faktisch links liegen.

Nachtrag:

Natürlich leben auch die Politiker in ihrer Scheinwelt, in der sie all den Scheiß, den sie beschließen, als Gutes für die Bürger schönreden. Das kann man heute nach dem Beschluß der Überwachung Deutschlands nach NSA-Vorbild mal wieder sehen. Ich zitiere mal aus dem Heise-Artikel:

Nina Warken (CDU) und Christian Flisek (SPD) unterstrichen dagegen, daß der Schutz von EU-Bürgern vor geheimdienstlicher Überwachung gestärkt und weitgehend dem von Deutschen gleichgestellt werde. Dies sei »weltweit einmalig«, hob Flisek hervor. Die Koalition bringe zudem Licht in die im NSA-Ausschuß aufgedeckte »Dunkelkammer« beim BND. […] Trotz einiger Kritik im Detail sei dies ein »mutiger Schritt nach vorne«. […] Die dortigen Mitarbeiter seien »keine finsteren James-Bond-Bösewichte«, sondern »ganz normale Männer und Frauen mit Familien und Kindern«.

Übrigens, auch Stalin war verheiratet und hatte Kinder. Mao Tse-tung auch. Und haben Millionen Tote zu verantworten. Und um nicht so weit gehen zu müssen: Viele Stasi- und Gestapo-Übeltäter mit Sicherheit auch.